ZUSAMMENSPIEL

Wie Schilddrüse, Leber und Darm interagieren

Schilddrüsenhormone sind für Wachstum, Entwicklung und die Funktion aller Organe unerlässlich. Sie regulieren den Grundumsatz aller Zellen – einschließlich jenen unserer Leberzellen, den sogenannten Hepatozyten. Die Schilddrüsenhormone wiederum werden von der Leber verstoffwechselt. Dabei werden deren systemische, hormonelle Wirkungen reguliert. Schilddrüsenfunktionsstörungen können somit die Leberfunktion beeinträchtigen und Lebererkrankungen haben Einfluss auf den Schilddrüsenhormon-Stoffwechsel. Eine Vielzahl von systemischen Erkrankungen betreffen daher beide Organe und eine normale Schilddrüsenfunktion hängt von einer normal funktionierenden Schilddrüsen- und Leberachse ab. Die Leber spielt sowohl der Aktivierung als auch bei der Deaktivierung von Schilddrüsenhormonen eine zentrale Rolle. Darüber hinaus erfüllt sie spezifische Funktionen im Zusammenhang mit Transport und Stoffwechsel von Schilddrüsenhormonen. Es ist bekannt, dass Leberversagen und Lebererkrankungen, wie beispielsweise Zirrhose und Hepatitis, zu einer reduzierten Umwandlung von aktiven Schilddrüsenhormonen führen.

Leber, Schilddrüse und Blutfettwerte

Die Leber ist der zentrale Ort für den Cholesterin- und Triglycerid-Stoffwechsel. Die Schilddrüsenhormone spielen allerdings eine wesentliche Rolle bei der leberbezogenen Lipidhomöostase. Schilddrüsenhormone erhöhen die Expression von LDL-Rezeptoren auf den Hepatozyten und steigern die Aktivität lipidsenkender Leberenzyme. Dies führt zu einer Senkung der LDL-Werte (des sogenannten und bekannten „schlechten“ Cholesterins). Schilddrüsenhormone erhöhen auch die Expression von Apolipoprotein A1, einem Hauptbestandteil des „guten“ HDL. Schilddrüsenhormone sind daher nicht zuletzt für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems relevant und von Bedeutung. 

Weitere „Achsen“ und System-Zusammenhänge

Neben der engen Korrelation zwischen Leber und Schilddrüse, existieren noch viele weitere organ-systemische Zusammenhänge. So gewinnt man dank neuer Untersuchungen, unter anderem ein wachsendes Verständnis der Schilddrüsen-Darm-Achse. Studien zeigen, dass das Darmmikrobiom und seine Stoffwechselprodukte direkt oder indirekt auf die Schilddrüse einwirken können, indem sie beispielsweise die Aufnahme von Mikroelementen im Darm, die Umwandlung und Speicherung von Schilddrüsenhormonen und die Immunregulation beeinflussen. Diese Zusammenspiele ermöglichen neue Erkenntnisse über die Entstehung von Schilddrüsenerkrankungen und liefern neue klinische Behandlungsstrategien.

Schilddrüsen- und Darmerkrankungen treten häufig gemeinsam auf. Die Hashimoto-Thyreoiditis und die Basedow-Krankheit sind die häufigsten Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse und treten auffallend häufig gemeinsam mit Zöliakie und Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (NCWS) auf. Dies lässt sich durch die geschädigte Darmbarriere erklären, wodurch Antigene leichter passieren, das Immunsystem aktivieren und dadurch mit Geweben außerhalb des Verdauungstraktes kreuzreagieren können. Eine Dysbiose wird darüber hinaus auch bei Schilddrüsenkarzinomen beobachtet. Die Einnahme von Probiotika zeigt positive Auswirkungen auf die Schilddrüsenhormone und die Schilddrüsenfunktion im Allgemeinen. Je nach Zusammensetzung der Darmmikrobiota könnten zukünftig multifaktorielle therapeutische und präventive Managementstrategien entwickelt und spezifischer auf die Patienten abgestimmt werden.

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thomas stricker, MEd science, Master in clinical PNI

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